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Geschichte der Taschenuhr
Grundlegendes:
In der Regel kann man die Epochen, in denen Taschenuhren hergestellt wurden, nur grob klassifizieren, da Stil-Elemente, die zum Beispiel im Barock populär waren, hinterher auch im Biedermeier Verwendung fanden. Diese Stil-Elemente sind im allgemeinen nur bei der Gehäuseart anzuwenden. Werke unterscheidet man jedoch nicht in Epochen, sondern in Kalibern und Hemmungstypen. Um die Hintergründe dieser Epochen zu verstehen, muss man sich allerdings erst einen Überblick der allgemeinen Taschenuhren-Historie verschaffen.
Zeitlicher Überblick
1511 wurde offiziel die erste tragbare Uhr (Halsuhr) von Peter Henlein (1479-1542) erfunden. Allerdings gehen Experten inzwischen davon aus, dass die erste tragbare Uhr bereits schon im 15. Jahrhundert erfunden wurde. Jedoch sahen die ersten Halsuhren eher wie klobige Dosen aus und wurden daher auch „Dosenuhren“ genannt.
1550 wird das erste Federhaus* in Taschenuhren eingeführt. Davor lief die Feder zwischen den Platinenpfeilern ab. Ebenso werden die ersten Animationen in/an Turmuhren verbaut. Jedoch fand diese Erfindung erst 100 Jahre später auch in Taschenuhren Verwendung.
1580 wurde der Uhrwerkantrieb durch die Einführung der Schnecke* mit Darmsaite*verbessert. Ebenso wird um diese Zeit die Waagunruh von der Radunruh* abgelöst. Langsam beginnt auch die Fertigung der ersten Formuhren*, die über alle Jahrhunderte hinweg gebaut wurden.
Um 1590 wurden Halsuhren hauptsächlich in ovaler Form gefertigt. Knapp 60 Jahre zuvor wurde die erste Uhr dieser Art für Erzbischof Pierre de la Baume gebaut, der 1533 in überstürzter „Fenster-Flucht“ vor den Kalvinisten Palast und Uhr zurückließ.
Seit 1600 sind auch Genfer Goldschmiede an der Herstellung von Gehäusen beteiligt.
32 Jahre später wurden in Frankreich erstmals Golduhren mit Email* bearbeitet und fanden so noch mehr Anklang in der reichen Bevölkerung.
Robert Hooke enwickelte 1660 eine Stahlfeder* für Uhren mit Waag und Foliot* und ersetzte dadurch die bis dahin verwendeten Schweineborsten*.
1664 baute der Genfer Uhrmacher Gruet die sogenannte Antriebskette, die die leichter reißende Darmsaite ersetzte.
Bereits fünf Jahre später entwickelte Christoph Huygens die 1660 erfundene Stahlfeder zu einer ab 1690 allgemein verwendeten Spiralfeder* weiter.
1676 machte Robert Hook erneut eine wichtige Erfindung: Die rückführende Ankerhemmung*. Diese wurde jedoch erst vier Jahre später von William Clement angewendet.
1680 revolutionierte sich das Aussehen der Uhr, denn erstmals wurden Minuten und Stundenzeiger auf einem Ziffernblatt kombiniert, was ein besseres Ablesen der Zeit ermöglichte.
Thomas Tompion konstruierte 1695 die Sautroghemmung*, die nie wirklich Verwendung fand. Erst als sein Schüler Graham sie um 1720 zur Zylinderhemmung* weiterentwickelte, wurde sie auch verbaut.
Um 1700 wurde das Uhrenglas erfunden, was die Verwendung von Emailzifferblättern bei Taschenuhren ermöglichte, sodass die Zeit genauer abgelesen werden konnte.
Vier Jahre nach der Jahrhundertwende verbaute Nicholas Fatio die ersten Lagersteine* aus Rubin.
1724 erfand der Pariser Uhrmacher Dutertre den Duplexgang* und wendete diese Hemmung in seinen genau gehenden Uhren an. Inzwischen ist bekannt, das Robert Hooke schon 50 Jahre zuvor eine solche Hemmung genau beschrieb. 1748 verbesserte Louis le Roy den Duplexgang, der ab 1840 viel in englischen Uhren verbaut wurde.
1750 konstruierte Thomas Mudge, ein Schüler Grahams, den freien Ankergang* für Taschenuhren.
1761 baute John Harrison (1693-1776) ein Seechronometer*, das in 161 Tagen nur um 5 Sekunden abwich.
1770 erfand Jean Antoine Lepine das Brückenwerk*. Er gilt neben Breguet und Hooke als einer der genialsten Uhrmacher.
1772 fertigte John Arnold eine Kompensationsunruh samt zylindrischen Spiralfeder, welche er in seinem Chronometern verbaute. 1800 wurden Taschenuhren mit Sekundenzeigern häufiger. Grund dafür waren unter anderem große Fortschritte im medizinischen Bereich, was eine genauere Zeitmessung erforderte. Jedoch gab es auch Beispiele von früheren Uhren, welch mit einem häufig zentralen Sekundenzeiger ausgestattet waren.
1807 baute Urban Jürgensen (1776-1830) das erste Taschenchronometer* mit Wippenhemmung*.
Adrian Philippe (1815-1894) entwickelte 1842 den Remontoiraufzug*, der noch immer bei jeder mechanischen Uhr angewandt wird.
1850 begann man in Amerika mit der maschinellen Fertigung von Taschenuhren, was erstmals die Massenfertigung von gleichen Kalibern (In Amerika: Modell)ermöglichte.
Zwischen 1865 und 1867 richtete Friedrich Roskopf eine Fabrik in der Schweiz ein. Er gilt als der Erfinder der Billiguhren (Montre Proletaire).
Um 1890-1910 werden die letzten Spindeltaschenuhren (Country Watches) in England gebaut.
Dies gilt als der Beginn der modernen Uhrmacherei!
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